Anjara Ingrid Bartz im Opernhaus-Foyer

Konzertberichte

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Die Mezzosopranistin Anjara Ingrid Bartz von der Bonner Oper feiert in diesem Jahr ihr 25jähriges Bühnenjubiläum. Die meiste Zeit davon, nämlich 14 Jahre, hat sie in Bonn verbracht. Anläßlich ihres Bühnenjubiläums gab die Künstlerin am 11. Juni 2007 im Foyer des Opernhauses ein Konzert mit Liedern von Franz Liszt, Giuseppe Verdi und Richard Wagner. Sie wurde dabei begleitet von Christina Mason-Scheuermann. Der Abend wurde von den Opernfreunden Bonn und dem Richard Wagner-Verband Bonn/Siegburg gestaltet.

Anjara Ingrid Bartz wurde in Aachen geboren und studierte an der Musikhochschule Köln Kunstgeschichte und Gesang bei Juliette Bise-Delnon, Edith Mathis und Brigitte Faßbaender. Nach ersten Engagements am Stadttheater Aachen und dem Opernstudio Düsseldorf wurde sie Mitglied des Badischen Staatstheaters Karlsruhe. 1993 kam sie nach Bonn, wo sie wo sie sehr schnell zu einer festen Stütze des Ensembles wurde. Gastspiele führten sie zu zahlreichen anderen Bühnen, so zur Bayerischen Staatsoper in München, an der sie mehrfach u.a. im „Ring des Nibelungen“ aufgetreten ist, zum Staatstheater Wiesbaden, zu den Internationalen Händel-festspielen in Karlsruhe, zum Nationaltheater in Mannheim, zu den Opernhäusern in Düsseldorf, Köln, Strasbourg, Luxemburg, die Opéra de Wallonie in Lüttich, das Theater an der Wien, die Tonhalle in Zürich und die alte Oper in Frankfurt. Als Konzertsängerin ist sie mehrfach in Italien aufgetreten. In ihrer Karriere arbeitet sie mit bedeutenden Dirigenten wie Zubin Mehta, Michel Sasson, Gustav Kuhn, Eugene Cohn und Jeffrey Tate zusammen, ebenso mit namhaften Regisseuren wie Götz Friedrich, Cesare Lievi, Gilbert Deflo, Gian-Carlo del Monaco, Marta Domingo und Roberto Ciulli. Ihr Repertoire umfaßt neben den sogenannten Hosenrollen wie Hänsel, Octavian, Niclause, Cherubino, Komponist und Sesto auch Partien wie Rosina, Mignon, Charlotte, Fenena, Suzuki und die Zweite Dame in der „Zauberflöte“. Zu ihrem Repertoire als Konzertsängerin gehören anspruchsvolle Werke wie die Wesendonck-Lieder von Richard Wagner und Liedvertonungen von Franz Liszt und Giuseppe Verdi. Über die Liedsängerin Anjara Ingrid Bartz ist vor einiger Zeit eine CD erschienen.

Christina Mason Scheuermann studierte Klavier an der Royal Academy of Music in London. Nach ihrem Konzertexamen mit höchsten Auszeichnungen und der Goldmedaille als bester Student des Jahres vertiefte sie ihre Ausbildung bei Prof. Hans Richter-Haaser in Detmold. Es folgten zahlreiche Sonaten- und Liederabende, Kammermusikauftritte, Rundfunk-, Fernseh- und CD-Produktionen beim WDR und im ZDF. Nach ihrem Debut-Recital mit der legendären Cellistin Jacqueline du Pré musizierte sie mit namhaften Vokal- und Instrumentalsolisten wie u.a. Siegfried Jerusalem, Ingrid Bartz, Maxim Vengerov. Ihre musikalische Vielseitigkeit und Erfahrung machte sie zum ständigen Gast bei großen deutschen Orchestern und Chören, in Konzertsälen von Bamberg über Frankfurt, Bonn, Köln, bis nach Dortmund, Bochum und Detmold. In der Kölner Philharmonie spielte sie bereits als Solistin das 5. Klavierkonzert von Ludwig van Beethoven.

Aus Anlaß des Jubiläums unterhielt sich Ferdinand Kösters, der Vorsitzende des Vereins der Opernfreunde Bonn, mit Frau Bartz:

Frage:
Sie feiern in diesem Jahr Ihr 25jähriges Bühnenjubiläum. Was würden Sie als Ihr schönstes künstlerisches Erlebnis auf der Bühne bezeichnen?
Bartz:
Es gibt sehr viele schöne Erlebnisse, etwa die Rolle des Niclause an der Seite von Francisco Araiza hier in Bonn oder meine Auftritte an der Bayerischen Staatsoper, aber das schönste, weil emotionalste Erlebnis war mein Auftritt als Suzuki in „Madame Butterfly“ zusammen mit meiner Tochter Judith als „Butterflykind“.

Frage:
An welchen Dirigenten und an welchen Regisseur denken Sie dabei am liebsten zurück?
Bartz:
Bei den Dirigenten kommt für mich an erster Stelle Zubin Mehta, ein Meister mit großem Charisma, bei dem man sich als Sänger sicher aufgehoben fühlt. Es kommt einer Gnade gleich, unter ihm singen zu dürfen. Bei den Regisseuren zähle ich Gian-Carlo del Monaco zu den ganz Großen, dann aber auch Willy Decker, Philipp Himmelmann und den Belgier Gilbert Deflo. Und natürlich Dietrich Hilsdorf. Ich bedaure, mit ihm nicht schon früher gearbeitet zu haben. Mein großer Wunsch ist, mit ihm einmal die Carmen zu machen.

Frage:
Glauben Sie, daß sich in den vergangenen 25 Jahren das Operngeschehen in markanter Weise verändert hat?
Bartz:
Natürlich war es nötig, manche Opernproduktion von Pomp und Plüsch zu befreien, zu entstauben. Aber das sogenannte Regie-Theater hat leider auch ins andere Extrem geführt, es ist zu Inszenierungen gekommen, bei denen kaum noch jemand verstanden hat, worum es geht. Aber ich habe den Eindruck, dass der Trend sich wieder umkehrt, wie ja auch die letzten Inszenierungen an unserem Hause (Purcarete, Homoki, Hilsdorf und natürlich Klaus Weise) gezeigt haben.

Frage:
Sie sind ja auch Vertreterin bzw. Sprecherin der Solisten. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung an der Bonner Oper, vor allem nach den in den letzten Jahren erfolgten und noch vorgesehenen Etat-Kürzungen?
Bartz:
Die ersten Kürzungen nach dem Wegfall der Hauptstadtfunktionen mußten wohl sein, obwohl ich selber auch stark davon betroffen war. Aber die jetzt vorgesehene weitere Kürzung um 2,7 Mio Euro geht an die Substanz und bedeutet den Abbau von 60 Arbeitsplätzen. Es droht die Gefahr, dass dadurch künftig die Vorstellungsanzahl reduziert wird. Eine Stadt von der Größe und Bedeutung Bonns braucht auch künftig ein Tanztheater. Ein Problem ist auch die Überbeanspruchung des Ensembles, dessen Mitglieder wegen Erkrankung auf Grund von Arbeitsüberlastung durch Gäste ersetzt werden müssen, die zusätzlich Geld kosten. Kurzum: Die Kürzung ist nicht hinnehmbar und ich habe als Sprecherin des Ensembles nochmals eine entsprechende Eingabe an Oberbürgermeisterin Dieckmann und alle für die Kulturpolitik in Bonn Verantwortlichen gerichtet.

Frage:
Sie gastieren auch an anderen Häusern, vor allem ja an der Bayerischen Staatsoper. Wie würden Sie die Qualität des Bonner Ensembles im Vergleich zu anderen Bühnen einschätzen?
Bartz:
Ich finde, dass unser Bonner Ensemble im Vergleich mit anderen Häusern eine extrem hohe stimmliche und schauspielerische Qualität aufzuweisen hat. Die Kolleginnen und Kollegen sind auch stets für neue Impulse und Experimente zugänglich und es macht Freude, die stimmliche Entwicklung einzelner Sängerinnen und Sänger zu verfolgen.

Frage:
Haben Sie Vorbilder?
Bartz:
Mir imponieren Persönlichkeiten, die Stimmliches mit Schauspielerischem verbunden haben, Sänger-Schauspieler sozusagen, wie Martha Mödl, mit der ich u.a. in München zusammen auf der Bühne gestanden habe. Aber ebenso auch meine Lehrerin Brigitte Faßbaender und natürlich Maria Callas.

Frage:
Sie sind vierfache Mutter und müssen neben Ihrem Haushalt auch noch zwei Pferde versorgen. Wie kriegen Sie das mit Ihrer künstlerischen Arbeit unter einen Hut?
Bartz:
(lacht) Man muß sehr gut organisieren können. Natürlich habe ich viel Unterstützung durch meinen Mann und ich habe ein Au-pair-Mädchen. Aber wenn ich mittags von den Proben nach Hause komme, muß ich wie jede Mutter kochen, Hausaufgaben betreuen und mit den Kindern Klavierspielen üben. Das Reiten dient mir dann als Ausgleich und Entspannung.

Frage:
Welche Partien sind Ihre Lieblingspartien und was würden Sie gerne künftig noch in Ihr Repertoire aufnehmen?
Bartz:
Nach den sogenannten Hosenrollen in meinem Fach möchte ich mit der weiteren stimmlichen Entwicklung in neue Partien hineinwachsen, vor allem die Carmen ist mein Wunschtraum. Aber auch Santuzza, Eboli, Azucena und Charlotte in „Werther“ gehören zu den Partien, die ich gerne singen möchte. Dazu vielleicht einmal im Wagnerfach die Fricka.