Aris Argiris umjubelt

Konzertberichte

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Bonns Opernfreunde sind sich sicher: Hier reift ein Elite-Sänger.

Schon bei seinem ersten Auftritt im überfüllten Foyer des Bonner Opernhauses erntete er Beifallstürme: als er aus dem Zuschauerraum kommend mit den Anfangstönen La, la, la, la der Kavatine des Figaro aus Rossinis Barbier von Sevilla das Podium stürmte, erhielt er Beifall auf offener Szene.

Mit markigen Tönen, unglaublich klarer und verständlicher Ausdrucksweise und gekonnter Gestik zeigte er bei diesem virtuos gesungenenLargo al factotum della città die ganze Bandbreite und Meisterschaft seiner Gesangskunst. Bei den folgenden zwei Liedern des griechischen Komponisten Manos Chatzidakis konnte er Ausdruckskraft und Gefühlstiefe für die Lieder seines Heimatlandes demonstrieren und seiner ansonsten kraftvollen Stimme lyrischen Zauber verleihen. 

Nach Patrick Henckens und Susanne Blattert unterstrich dieser Abend der Bonner Opernfreunde mit Aris Argiris erneut, über welch hervorragende Gesangskräfte die Bonner Oper verfügt. Der Vorsitzende des Vereins und Moderator des Abends, Ferdinand Kösters, konnte mit Zufriedenheit feststellen, daß auch dieses Mal der Publikumszuspruch enorm war. Er bedankte sich bei der Vertretung der Leitung des Hauses, der Künstlerischen Betriebsdirektorin der Oper, Frau Constanze Könemann, für die großzügige Unterstützung und konnte als besonderen Gast die griechische Generalkonsulin, Frau Jeremias, begrüßen. 

In einer ersten erfrischenden Gesprächsrunde entlockte der Moderator dem Sänger Einzelheiten über seinen Werdegang und sein Studium, das er nach einem Beginn in Athen dann in München mit Hilfe eines Maria-Callas-Stipendiums bei der Mezzosopranistin Daphne Evangelatos fortsetzte. Hier erlernte er auch in einem wahren Crash-Kurs mit sechs Stunden Unterricht am Tag die deutsche Sprache. 

Eine ausgezeichnete Charakterstudie war anschließend die Arie des Marquis de Posa (Rodrigo) aus Verdis Don Carlos O, Carlo, ascolta…Io morró, ma lieto in core in einer derart überzeugenden Art, daß sich alle Anwesenden einig waren: hier reift ein ganz großer Sänger. 

Im zweiten Gesprächsteil erfuhren die gebannten Zuhörer, daß Aris Argiris ein Fan historischer Sänger ist und hierbei vor allem Josef Metternich zum Vorbild hat, bei dem er sogar einmal Unterricht nehmen durfte. Im vergangenen Jahr erhielt er in Athen vom griechischen Schauspiel- und Kritikerverband den Preis für den besten Nachwuchssänger des Jahres. Seine Gastspiele führen ihn demnächst zur Kultur-Olympiade nach Peking, zu Auftritten in Frankfurt und Stockholm und, als ganz besonderer Höhepunkt seiner jungen Laufbahn, als Escamillo an die Covent Garden Opera in London. 

Betrübnis kam auf, als Aris Argiris bekannt gab, daß er mit Ablauf dieser Spielzeit Bonn verlassen und nach Frankfurt wechseln wird.Hierbleiben und Wiederkommen riefen ihm die Zuschauer zu. Und der Sänger deutete an, gerne als Gast wiederzukommen. 

Nach dem Gespräch wechselte Aris Argiris ins leichte Fach und dazu noch in Lieder, die ursprünglich für Tenor geschrieben wurden. NachMaria aus der West Side Story gab er das wohl berühmteste italienische Lied O sole mio zum Besten, wobei er mit einem großen weißen Taschentuch den kürzlich verstorbenen Tenor Luciano Pavarotti nicht nur parodierte, sondern auch an ihn erinnern wollte. 

Weitere Zugaben waren die Champagner-Arie Fin ch’han dal vino aus Don Giovanni und die Torero-Arie Votre Toast aus Carmen, die er schon in Hamburg und Berlin gesungen hat, die aber nach eigener Aussage seiner Stimmlage eigentlich nicht so recht liegt, weil er sich selbst als Charakter-Bariton bezeichnet. Die Stimme von Aris Argiris hat einen kraftvollen, bisweilen metallischen Glanz, ist aber auch zu berückenden lyrischen Passagen fähig. Eine ausgezeichnete Gesangstechnik befähigt den Sänger, seinen Partien nicht nur die vorgeschriebene nötige Ausdruckskraft zu verleihen, sondern sie auch mit einem ganz persönlichen Einfühlungsvermögen zu gestalten. Das befähigt ihn zu großen Leistungen in seinem Fach. Ihm zuzuhören, ist klanglicher Genuß. Dazu kommt eine große schauspielerische Befähigung. 

Begleitet wurde Aris Argiris vom Bonner Studienleiter Thomas Wise, der seine Aufgabe sehr einfühlsam und mit großer Präzision erledigte. Wise ging gekonnt auf die Eigenheiten und Feinheiten des Sängers ein und demonstrierte seine hohe Kunst als Begleiter. 

Zum Abschluß überreichte Ferdinand Kösters dem Sänger ein besonderes Geschenk: da Argiris nicht nur Liebhaber historischer Sänger ist, sondern zur Zeit in Bonn auch den Marcello in Puccinis La Bohème singt, erhielt er einen Querschnitt durch diese Oper mit einer Rundfunkaufnahme aus dem Jahre 1942 mit Trude Eipperle, Maria Cebotari, Peter Anders, Willy Domgraf-Faßbaender und Hilde Güden. 

Die Begeisterung um Aris Argiris und seinen Begleiter Thomas Wise nahm enthusiastische Züge an und schien keine Ende nehmen zu wollen. Noch lange nach Schluß der Vorstellung mußte Aris Argiris den vor allem weiblichen Fans Autogramme auf die Programmzettel schreiben.