Begeisterung um Bonns Mezzo-Königin

Konzertberichte

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Solche Jubelstürme mit vielen „Brava“-Rufen hat man im Foyer der Bonner Oper selten erlebt: die Mezzosopranistin Susanne Blattert riß bei ihrem Konzert bei den Opernfreunden Bonn aus Anlaß ihrer zehnjährigen Zugehörigkeit zum Bonner Ensemble die Zuhörer immer wieder zu begeisterten Beifallsbekundungen hin.

Schon mit der Konzertarie Ch’io mi scordi di te von Wolfgang Amadeus Mozart zog die Künstlerin ihre Zuhörer in Bann. Ihr ausgezeichneter Klavierbegleiter James Maddox hatte die Klavierfassung um eine Instrumentierung für Bratsche erweitert, so daß der Solobratscher des Beethovenorchesters, Ulrich Hartmann, die warmtimbrierte und wohltönende Stimme der Sängerin stimmungsvoll unterstützen konnte. Susanne Blattert zeigte hier das ganze Können ihrer meisterhaft geschulten Stimme mit makelloser Klarheit, mühelosen Registerübergängen, herrlichen Koloraturen und tief empfundener Ausdruckskraft. Bei den Zwei Gesängen opus 91 von Johannes Brahms Gestillte Sehnsucht nach einem Text von Friedrich Rückert und Geistliches Wiegenlied nach dem Text von Emanuel von Geibel, beide wiederum begleitet von James Maddox und Ulrich Hartmann, demonstrierte Susanne Blattert, warum sie auch eine begehrte Konzertsängerin ist. 

In einem Gespräch mit dem Moderator Ferdinand Kösters erzählte die Sängerin, daß sie bereits als Kind Lieder gesungen hat und als 13-Jährige sogar Schall-plattenaufnahmen gemacht hat. Auf Wunsch des damals sehr bekannten Schlagerproduzenten Fred Weyrich sollte sie als Nachfolgerin der tödlich verunglückten Sängerin Alexandra (Mein Freund, der Baum) “aufgebaut” werden. Zur Verblüffung der Zuschauer wurde eine Single aus der damaligen Zeit abgespielt mit dem Titel Ein schneeweißer Stein nach der Melodie Schlaf ein, schlafe ein, mein Blondengelein, auch als Ay,ay,ay bekannt. Die Produzenten hatten das junge Mädchen bereits in “Susannah” umgetauft. Doch die Welt der Schlager behagte ihr dann doch nicht, und so studierte sie Gesang, um Opernsängerin zu werden.

Nach Stationen in Gelsenkirchen, wo sie als Hänsel in Hänsel und Gretel debütierte, und Essen kam sie 1997 nach Bonn, wo sie sich zur gefeierten Mozart- Händel- und Rossini-Spezialistin entwickelte. Vor allem in den Oratorien von Händel in den großartigen Inszenierungen von Dietrich Hilsdorf und als Rosina im Barbiere di Siviglia feierte sie persönliche Triumphe. Zu ihrem Repertoire gehören alle bedeutenden Partien des Mezzofachs, so Idamante, Cherubino, Orpheus, Dorabella und Octavian. Alle diese Rollen hat die Sängerin überzeugend und mit großer Ausstrahlung dargestellt, so daß sie in kurzer Zeit zum Publikumsliebling geworden ist. Ihre hervorragenden künstlerischen Leistungen brachten ihr zahlreiche Einladungen zu Gastspielen an anderen bedeutenden Bühnen und Konzertsälen, so nach Kopenhagen, Budapest, Bregenz, Birmingham, Lille und zuletzt zur Ruhrtriennale, wo sie in Duisburg die Mutter der Isolde in Frank Martins Le vin herbé in der Regie von Willy Decker verkörperte. 

Ihre Gestaltungskunst als Sängerin und Schauspielerin zeigte sie in den venezianischen Liedern La Regata Veneziana von Giacchino Rossini. Der Zuhörer hatte förmlich das Gefühl, Angelina leibhaftig auf dem Balkon zu sehen, wie sie ihren Geliebten Momolo, avanti (vor), con passa (während) und dopo (nach) der Regatta suchte, fand und zum Sieg anfeuerte. Der Beifall des begeisterten Publikums war ebenso enthusiastisch wie nach den Siete canciónes populares españolas (Sieben spanische Volkslieder) von Manuel de Falla, die von Susanne Blattert mit südländischer Leidenschaft vorgetragen wurden. Auch hier war James Maddox ein kongenialer Begleiter. 

Die Sängerin bedankte sich beim Publikum mit zwei Zugaben: der Auftrittsarie der Isabella in der Oper L’Italiana in AlgeriCruda sorte, und mit der Habañera aus der Oper Carmen von Georges Bizet, die sie speziell dem Moderator des Abends widmete. Die Begeisterung der Zuhörer war nahezu grenzenlos. 

Der Abend klang aus mit einem vom Hilton Hotel Bonn gesponsorten Umtrunk, bei dem sich Künstler und Publikum noch lange über den gelungenen Konzertabend unterhielten.