Flyer zum Gesprächskonzert mit dem Opernchor herunterladen »
Selten haben die Besucher der Konzerte der Opernfreunde Bonn einen interessanteren Abend erlebt als das Gesprächskonzert mit dem Chor des Theater Bonn im Foyer des Opernhauses. Der Chor und der Extrachor unter Leitung von Chordirektorin Sibylle Wagner bot mit seinem mit Sorgfalt ausgewählten Programm nicht nur eindrucksvolle musikalische Höhepunkte, sondern einige Mitglieder stellten sich auch den Fragen des Moderators Ferdinand Kösters, wodurch die Zuhörer einen Einblick in das Innenleben eines derart komplexen Klangkörpers gewinnen konnten.
Begleitet vom Stellvertretenden Chordirektor Ulrich Zippelius am Flügel begann die Veranstaltung mit dem machtvoll vorgetragenen Einzug der Gäste aus Richard Wagners „Tannhäuser“: „Freudig begrüßen wir die edle Halle“.
Da der Chor in der nächsten Spielzeit sein 75jähriges Bestehen feiert, nahm das Gespräch über die Geschichte des Chores mit Brigitte Jung und Regina Naczinski, die interessante Anekdoten aus der sogenannten Riber-Ära beisteuerte, breiteren Raum ein. Ergänzt wurden diese Aussagen von Guido Scheer, dessen Vater Theodor Scheer, jahrelang Chordirektor, nach dem Kriege maßgeblich am Wiederbeginn des Opernlebens in Bonn beteiligt war. Überrascht war nicht nur der Moderator, als sich die früher als Folklore-Sängerin bekannte Schwester von Guido Scheer, Roswitha Scheer, als Mitglied des Extra-Chores vorstellte. Mutter Kay Scheer-Wintgens, früher selber Chormitglied und Solistin, befand sich unter den Zuhörern.
Liesel Abels, Johannes Mertes und Egbert Herold erzählten über Ausbildung und Studium, Alltag eines Chorsängers und über Aufgaben als Solisten, Gudrun Schröder und Ulrich Köhler über Ausbildung und Aufgaben der Sänger des Extra-Chores. Auch der Stellvertretende Chordirektor Ulrich Zippelius kam zu Wort und konnte dabei seine Aufgaben erläutern, zu denen auch eigene Einstudierungen wie in Offenbachs „Pariser Leben“ gehören.
Zwei künstlerische Begabungen im literarischen Bereich mit Josef Linnek, der Gedichtbände veröffentlicht hat, und Ulrike Gmeiner, die als Malerin äußerst erfolgreich ist, verdeutlichten, wie sehr in diesem lebendigen Chor die Kunst verankert ist.
Neben „Tannhäuser“ gab es u.a. den Chor der Zigeunerinnen aus „La Traviata“ mit den Solobeiträgen von Asta Zubaite, Egbert Herold und Johannes Flögl, den Gefangenenchor aus „Fidelio“ mit Hans Müller (1. Gefangener), Guido Scheer (2. Gefangener) und den Chor „Singt dem großen Bassa Lieder“ aus „Die Entführung aus dem Serail“ mit Martina Kellermann (Sopran), Ulrike Gmeiner (Alt), Dong-Wook Lee (Tenor) und Guido Scheer (Bass).
Bei drei Beiträgen aus der Oper „König Roger“ von Karol Szymanowski taten sich Aram Mikayelyan, Vardeni Davidian und Vahan Markarian als Solisten hervor. Mit prächtigem Gesang wurde das Programm abgerundet mit „Beglückt darf nun dich, o Heimat ich schauen“, „Der Seele Heil“ und „Der Gnade Wunder Heil“ aus Tannhäuser von Richard Wagner. Mit der Zugabe des Feuerchors „Fuoco di gioia“ aus „Otello“ bewiesen Chor und Extra-Chor mit Sibylle Wagner, das der Bonner Opernchor zu Recht als einer der besten in Deutschland bezeichnet wird. Das Publikum spendete begeisterten Beifall.