Brief an den Oberbürgermeister Bonns

Der Vorsitzende der Opernfreunde schreibt dem Oberbürgermeister als Reaktion auf dessen Äusserungen zum Thema Zukunft der Bonner Oper.

Sehr geehrter Her Oberbürgermeister,

die Opernfreunde Bonn e.V. haben sowohl Ihre Äußerungen in der Presse über die Zukunft der Bonner Oper als auch Ihr Essay „Wider den Kulturinfarkt” mit einiger Verwunderung zur Kenntnis genommen.

Es befremdet, dass Sie ständig von einer zu hohen „Subvention” der Oper schreiben, obwohl diese eine Einrichtung der Stadt Bonn ist und ebenso wenig subventioniert werden kann wie Schulen oder Schwimmbäder der Stadt Bonn. Durch diese Aussagen wird suggeriert, als ob hier ein elitärer Personenkreis unverantwortlich hohe Zuwendungen der Stadt Bonn erhielte. Dabei werden, wie Sie wissen müssten, mit den Mitteln für das Theater fast überwiegend die Gehälter der dort tätigen städtischen Bediensteten, für die Sie als oberster Dienstherr eine Fürsorgepflicht haben, gezahlt. Mit den für die kommenden Jahre vorgesehenen Kürzungen von 3,5 Millionen Euro gehen beim Theater etwa 80 bis 100 Arbeitsplätze verloren.

Des weiteren halten Sie an Fusionsplänen mit der Oper der Stadt Köln fest, obwohl alle bisherigen Fusionen gescheitert sind und auch alle darüber angestellten Untersuchungen zu dem Ergebnis kommen, dass solche Fusionen weder künstlerisch noch finanziell etwas bringen. Die Beispiele Wuppertal und Gelsenkirchen, Landestheater (nicht Staatstheater) Hannover und Hildesheim, Weimar und Erfurt und nun wohl auch Altenburg und Gera belegen dies eindringlich. Die viel und gern zitierte „Fusion” zwischen Düsseldorf und Duisburg war gar keine, denn bis zur Gründung der Deutschen Oper am Rhein hatte Duisburg überhaupt kein Opernensemble. Es wurde im übertragenen Sinne zu einem Abstecherort der größeren Düsseldorfer Bühne. Und wohin Fusionen mit Köln führen, hat doch die Vereinigung der Sparkassen gezeigt.

Es gibt zahlreiche Städte mit weniger Einwohnern als Bonn, die über ein Mehrspartenhaus verfügen, darunter sogar etliche Städte mit weniger als 100 000 Einwohnern. Da soll gerade eine Stadt mit mehr als 300 000 Einwohnern in einem Umfeld mit weiteren 600 000 Einwohnern sich keine Oper leisten können? Eine Stadt, die sich Beethovenstadt nennen will?

Was würde denn in der Beethovenstadt Bonn mit dem Orchester, das den Namen des Komponisten trägt und mehr Vorstellungen in der Oper als im Konzerthaus gibt?

Für völlig verfehlt halten wir auch den Hinweis in Ihrem Essay, das die Enkel die Eintrittskarten ihrer rüstigen Vorfahren zahlen. Da Sie sich ja schämen, in die Oper zu gehen, können Sie auch nicht wissen, wie sich das Bonner Opernpublikum zusammensetzt. Nicht nur das Theater, auch andere ehrenamtlich geführte Einrichtungen bemühen sich ständig, jungen Menschen den Besuch der Oper zu ermöglichen. So haben die Opernfreunde bereits mehrere tausend Euro aufgewandt und Bonner Schülern, vor allem aus Schulen mit Schülern mit Migrationshintergrund, den kostenlosen Besuch der Oper ermöglicht.

Außerdem bedauern wir, dass auch Sie durch Ihre Hinweise auf den unterfinanzierten Sport in Bonn den Eindruck erwecken, als sei die Oper an allem Dilemma schuld. Die von Seiten des Sports in unsachlicher Art losgetretene Diskussion mit dem künstlich konstruierten Gegensatz von Sport und Kultur sollte vom Oberbürger-meister der Stadt Bonn neutral und nicht einseitig zugunsten der Sportvereine kommentiert werden.

Schließlich weisen Sie in dem Essay darauf hin, dass der designierte Intendant für das Theater Bonn ja schon Kooperationen mit anderen Bühnen in Aussicht gestellt habe. Abgesehen davon, dass Kooperationen schon seit geraumer Zeit stattfinden, entsteht der Eindruck, dass bei Ihnen die Begriffe Kooperation und Fusion etwas unscharf unterschieden werden. Aber auch hier gilt: Kooperationen sind wichtig für den künstlerischen Austausch, sie bringen finanziell aber keinerlei Vorteile.

Mit freundlichen Grüßen

Ferdinand Kösters

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