Brief an die Bonner Fraktionsvorsitzenden und die kulturpolitischen Sprecher des Rates

Das Schreiben des Vorsitzenden der Opernfreunde Bonn an die Bonner Fraktionsvorsitzenden und die kulturpolitischen Sprecher des Rates im Wortlaut

Betrifft: Zukunft des Theater Bonn

Persönliche Anrede

die Opernfreunde Bonn verfolgen mit größter Sorge die jüngsten Diskussionen um das Theater Bonn und den drohenden Abbau kultureller Strukturen. Dabei geht es uns nicht nur um die von Herrn Oberbürgermeister Nimptsch empfohlene komplette Schließung des Opernbetriebes in Bonn, sondern auch um die von der Verwaltung angekündigten Kürzungen in Millionenhöhe.

Es ist keine Frage, dass die Schließung der Oper oder weitere finanzielle Abstriche am Etat für das Theater bestehende Strukturen zerschlagen und Bonn in ein kulturelles Niemandsland verwandeln würden, einer Bundes- und UN-Stadt, vor allem aber einer Musikstadt, die das Erbe Beethovens und Schumanns pflegen will, unwürdig. Die Idee, die Oper zu schließen, kann man nur als absurd bezeichnen.

Die Opernfreunde haben Verständnis für die unbefriedigende finanzielle Situation der Stadt Bonn, geben aber zu bedenken, dass der Zuschuss für das Theater seit 2000 von 41,1 Millionen auf 25,7 Millionen Euro in 2010, das sind 37,5 %, gekürzt wurde, verbunden mit dem Abbau von 230 Arbeitsplätzen. Zusammen ergibt dies eine Sparsumme von 125.450.000 Euro! Dies sollte auch von den Verantwortlichen der Stadt gebührend gewürdigt werden. Dem Theater dürfen nicht ständig neue Daumenschrauben angelegt werden.

Trotz dieser enormen Kürzungen – hätte man beim Personaletat der Stadtverwaltung entsprechend gekürzt, wären jährlich 91 Millionen Euro, in zehn Jahren 910 Mio Euro, herausgekommen und der Haushalt wäre saniert – ist es gelungen, die Oper zu einem der besten Opernhäuser in Deutschland zu entwickeln (lt. der renommierten Zeitschriften „Der Opernfreund“ und „Der Märker“, Wien). Angesichts der ansonsten wenig erfreulichen Berichte über Bonn (WCCB u.ä.) wirkt das Theater gewissermaßen als Leuchtturm und trägt somit in besonderem Maße zum positiven Ansehen der Stadt in ganz Deutschland bei.

Dafür gebührt den Künstlern und Mitarbeitern der Oper Lob und Anerkennung. Weitere Mittelkürzungen und damit verbunden der Verlust von Arbeitsplätzen kämen somit nahezu einer Strafaktion gleich.

Wir bitten Sie daher, unter Berücksichtigung dieser Vorleistungen sich mit allem Nachdruck dafür einzusetzen, dass der Etat des Theater Bonn von weiteren drastischen Mittelkürzungen verschont wird.

In diesem Zusammenhang möchten wir auch auf die geplante Schließung der Ortsteil-Bibliothek in Endenich eingehen. Sollte es sich hierbei um die Musikbibliothek im Schumann-Haus handeln, würde dies das Ende Bonns als Schumann-Stadt bedeuten.

Wir stehen auch gerne für ein persönliches Gespräch bereit.

Mit freundlichen Grüßen

Ferdinand Kösters