Die Opernfreunde besichtigen die Werkstätten

Verschiedenes

Im März war der monatliche Treff der Opernfreunde ein ganz besonderer, gewissermassen auswärtiger Termin…

Interessierte Mitglieder hatten die Gelegenheit, an einer Führung durch die Werkstätten des Theaters Bonn in Beuel teilzunehmen. Der Produktionsleiter Herr Jan Schulze nahm sich sehr viel Zeit, um neben der eigentlichen Führung auch auf alle sonstigen Fragen einzugehen, ebenso wie die vielen freundlichen Mitarbeiter in den einzelnen Abteilungen, die wir besuchen durften.

Die einzelnen Stationen der Tour waren:

Die Schlosserei
Hier werden alle die Teile hergestellt, die aus Metall sein müssen. Am meisten wird hier Stahl verarbeitet.
Grundsaätzlich werden alle Kulissenteile nach entsprechenden, am Computer erstellten, Konstruktionsplänen gebaut. Das schliesst aber natürlich nicht aus, dass die Mitarbeiter in der Schlosserei Probleme erkennen und mit dem Konstrukteur Rücksprache darüber halten und Anpassungen vorgehommen werden. Ab einer gewissen Grösse der Konstruktion werden selbstverständlich auch Statiker bei den Berechnungen um Unterstützung gebeten, damit sichergestellt ist, das es später nicht zu Unfällen kommt.
Im Schnitt werden Kulissen für etwa 25 Produktionen pro Jahr gebaut.
Neben dem Leiter der Schlosserei, Herrn Werner Ahrend, arbeiten weitere sechs Mitarbeiter und zwei Auszubildende in dieser Abteilung. 

Die Dekorationswerkstatt
Hier gbit es insgesamt zwei Vollzeit- und zwei Halbzeit-Stellen, Leiter ist Herr Thomas Lorenz.Die Plastiker- und Kascheurwerkstatt
Die Arbeit hier ähnelt sehr der eines Kunsthandwerkers: viele Objekte werden frei aus der Hand modelliert, aber nach genauen Vorgaben, beispielsweise nach Fotos. Eines der sehr häufig eingesetzten Werkzeuge ist das Messer, welches sich mancher Mitarbeiter ganz persönlich nach seinen besonderen Vorlieben selber anpasst, so kann die Klinge dieser Messer sehr elastisch sein und auch in anderer Form geschliffen als normal üblich. Der viel verwendete Werkstoff Styropor wird in unterschiedlichen Festigkeiten im normalen Baustoffhandel eingekauft und dann entsprechend modelliert.

In der Plastiker- und Kascheurwerkstatt arbeiten derzeit drei Vollzeitmitarbeiter und drei Auszubildende unter der Leitung von Frau Bettina Göbel. 

Die Schreinerei
Hier werden zum Teil sehr grosse Holzplatten verarbeitet, weshalb die Mitarbeiter sehr zufrieden sind, ausreichend viele moderne Maschinen zur Verfügung zu haben. Ein besonderes Problem ist die Auswahl des richtigen Holzes: es soll ja in der Regel anschliessend noch bemalt werden und muss also eine entspechende Oberfläche haben. Da im Interesse der Umwelt sehr ungern Tropenhölzer verwendet werden, ist das ein immer wieder auftretendes Problem, für das immer wieder aufs neue nach Lösungen gesucht werden muss.
Der Leiter der Schreinerei, Herr Peter Brombach, hat sechs Mitarbeiter und zwei Auszubildende in seiner Abteilung. 

Der Malsaal
Hier werden die fertigen Holz- oder Metallkulissen bemalt und auch all die vielen wunderschönen, riesengrossen Bilder, die als Vorhänge im Hinter- und manchmal auch im Vordergrund zu sehen sind. Je nachdem, welcher Eindruck erzielt werden soll, wird auf Baumwolle oder Nessel gemalt, in den meisten Fällen mit Wasserfarben. Da die Werkstätten in Bonn das grosse Glück haben, einen riesigen Saal für diese Arbeiten zur Verfügung zu haben, arbeitet in der Regel nur ein Mitarbeiter/in an einem Bild. In anderen Häusern, wo es nicht möglich ist, gleichzeitig mehrere solche grossen Bilder parallel auszulegen, muss oft von mehreren gleichzeitig an einem Bild gemalt werden, damit es schneller fertig wird und Platz für das nächste frei wird.
Da die Bilder so gross werden müssen, sind auch die Pinsel entsprechend etwas anders dimensioniert und es muss gröber gemalt werden, damit es aus der Entfernung richtig wirkt. Das ist eine nicht ganz leichte Aufgabe, denn der Maler/die Malerin kann schlecht mit dem gleichen Abstand arbeiten, aus dem das Werk später angeschaut werden wird.
In der Abteilung von Herrn Wolfgang Hitzel arbeiten insgesamt fünf Mitarbeiter und zwei Auszubildende. 

Der Montagesaal
Der Montagesaal ist ein grosser Raum, in dem grosse Teile endmontiert werden können.
Theoretisch sollte hier ein komplettes Bühnenbild aufgebaut werden können, eine Idee, die wohl bisher noch nicht in die Tat umgesetzt wurde. Der Saal ist ausgestattet mit dem kompletten Oberbau der Oper, welcher nach dem Brand vor ca. 20 Jahren dort ersetzt werden musste. 

Das Kulissenlager
Hier werden Kulissenteile gelagert.
Leider war nicht genug Zeit, um eine kleines Quiz zu veranstalten: viele Teilnehmer der Führung erkannten spontan Teile aus den Aufführungen der vergangenen Jahre wieder und freuten sich, die mal aus einer ganz anderen Perspektive sehen zu können.. 
und am Ende konnten wir noch einen Blick in die Halle Beuel werfen, in der es gerade in die Endphase der Proben zu “Ein Sommernachtstraum” geht und wo ein Ergebnis der Arbeit der zuvor besuchten Abteilungen in Form der bereits fertigen Bühne zu sehen war. Davon können wir natürlich keine Bilder zeigen, denn das Bühnenbild wollen wir ja nicht schon vor der Premiere verraten. 
Es war ein ganz besonderes Erlebnis für alle, die teilnehmen konnten und wir möchten uns ausdrücklich auch an dieser Stelle ganz herzlich bei Herrn Schulze und allen Mitarbeiter in den einzelnen Abteilungen bedanken, die so geduldig Rede und Antwort gestanden haben.