Ein Portrait von Ferdinand Kösters
Er kam – wie einst Fußballstar Günter Netzer – gewissermaßen aus der Tiefe des Raumes. Bei seinem Bühnendebüt als Vater Germont in Verdis La Traviata im Bonner Opernhaus betrat er, schwarz gekleidet, von der Hinterbühne kommend aus dem Halbdunkel die leicht gewölbte Bühne und gewann schon mit den ersten gesungenen Tönen die Herzen des Bonner Opernpublikums: Aris Argiris, aus Griechenland stammender Bariton, der seit zwei Jahren eine feste Größe im Bonner Ensemble ist. Nach Vater Germont sang er hier den Demetrius in Sommernachtstraum, den Grafen in Mozarts Le Nozze di Figaro und Don Giovanni in Klaus Weises Inszenierung. Zur Zeit tritt er als Marcello in der von Dietrich Hilsdorf inszenierten Puccini-Oper La Boheme auf.
Aris Argiris stammt aus Athen, wo er 1994 mit einem Gesangsstudium begann. Sein Lehrer war der berühmte Bariton Kostas Paskalis, der viele Jahre Mitglied der Wiener Staatsoper war und darüber hinaus an der Met und bei den Festspielen in Salzburg und Glyndebourne auftrat. Argiris begann 1997 mit kleinen Partien an der Athener Staatsoper und gewann 1999 in Athen das begehrteMaria-Callas-Stipendium. Danach setzte er sein Studium in München bei der griechischen Mezzosopranistin Daphne Evangelatos fort, die auch schon in Bonn aufgetreten ist. Sein erstes Engagement trat Argiris in Gelsenkirchen an, wechselte dann nach Dortmund. Die deutsche Sprache erlernte er in einem wahrenCrash-Kurs mit bis zu sechs Stunden Unterricht am Tag. Seitdem beherrscht er die Sprache perfekt. Er versteht ausländische Kollegen nicht, die nicht bereit sind, die Sprache eines Landes zu erlernen, in dem sie als Gast tätig sind.
Im vergangenen Jahr wurde Aris Argiris der Preis des Griechischen Schauspiel- und Kritikerverbandes für den besten Nachwuchssänger des Jahres verliehen.
Aris Argiris verfügt über eine profunde Kenntnis historischer Sänger. Vorbilder sind für ihn nicht nur Piero Cappuccilli oder Leonhard Warren, sondern auch Tenöre wie Franco Corelli oder Ramon Vinay. Natürlich kennt er sich auch im deutschen Sängerumfeld aus, Namen wie Peter Anders, Fritz Wunderlich, Helge Rosvaenge, Dietrich Fischer-Dieskau, Alexander Kipnis, Heinrich Schlusnus, Hermann Prey oder Erna Berger sind ihm ein Begriff. Bei dem von ihm hochverehrten Bariton Josef Metternich nahm er sogar Unterricht.
Die von ihm bisher am meisten interpretierten Partien sind der Barbier aus Barbier von Sevilla, Don Giovanni, Vater Germont und der Stierkämpfer Escamillo ausCarmen, eine Partie, die er ebenso wie Marcello aus La Bohème schon an der Hamburgischen Staatsoper gesungen hat. In Berlin gastierte er an der Deutschen Oper als Escamillo und Vater Germont und an seiner früheren Bühne in Dortmund waren seinetwegen die Vorstellungen des Barbier von Sevillaausverkauft. Als Escamillo trat er auch schon in Italien auf und mit dieser Partie wird er 2010 an der Covent Garden Opera in London debütieren. Für Dezember 2007 liegt eine Einladung zur Kultur-Olympiade in Peking vor.
In Bonn war er bei der Inszenierung von La Traviata besonders von Regisseur Andreas Homoki angetan, dessen Regiearbeit ihn zutiefst beeindruckt und bei dem er nach eigenen Worten viel gelernt hat. Auch rühmt er das Team von Sängern, Regisseur Hilsdorf und Dirigent Wächter, das die so überaus erfolgreicheLa Boheme erarbeitet hat.
Der sympathische, äußerst natürlich wirkende junge Sänger, der sich inzwischen in Bonn heimisch und sehr wohl fühlt, ist ein wahrer Publikumsliebling geworden. Allerdings gibt es auch einen Wehrmutstropfen: Aris Argiris verläßt nach zwei Spielzeiten Bonn und geht nach Frankfurt. Aber er hat bereits jetzt versprochen, als Gast zurück zu kommen.
Ausführliche Informationen und Termine zu Aris Argiris auch auf seiner Homepage: www.arisargiris.com