Festliches Weihnachtskonzert der Opernfreunde

Konzertberichte

Das jährlich im Dezember im Hilton Hotel Bonn stattfindende Weihnachtskonzert der Opernfreunde ist mittlerweile zu einem Höhepunkt der Bonner Musikszene geworden. Auch in diesem Jahr boten die Solisten der Bonner Oper wieder herausragende künstlerische Leistungen, so dass die Veranstaltung, auch durch den vom Hilton Hotel gestalteten äußeren Rahmen, ein wahrer Festabend wurde. Die sogenannte Weihnachtsfeier ist dabei inzwischen zu einem Familienabend geworden. Prof. Dr. Lothar Hönnighausen Der Vorsitzende der Opernfreunde und Moderator des Abends Ferdinand Kösters konnte als besondere Gäste den Generalintendanten Klaus Weise und Frau, den Referenten für Presse und Öffentlichkeitsarbeit am Theater Bonn, Benno Schaller, und den früheren Chef der Feuilleton-Redaktion des Bonner General-Anzeigers, Ulrich Bumann, begrüßen.

Die ohne Gage auftretenden Künstler boten in einem ersten Teil populäre Opernmelodien und stimmten die Besucher dann mit Musik aus Oratorien und mit winterlichen Volksliedern auf die Advents- und Weihnachtszeit ein.

Zu Beginn spielte Igor Suntsov, Ehemann der Sopranistin Irina Oknina, mit seiner Querflöte die Meditation aus Jules Massenets Oper THAÏS. Danach folgte Susanne Blattert mit herrlich warmem Mezzosopran mit der Arie Connais-tu le pays – Kennst du das Land aus MIGNON von Ambroise Thomas. Der neu in Bonn engagierte Bass Renatus Mészár gab mit der kraft- und gefühlvoll gesungenen Arie des Fürsten Gremin aus EUGEN ONEGIN Lyubvi vsye vozrasti pokorni – Ein jeder kennt die Lieb auf Erden einen gelungenen Einstand bei den Opernfreunden. Mit wunderschön und klar tönendem Sopran trug Irina Oknina die Arie der Mimi aus Puccinis LA BOHÈME Si, mi chiamano Mimi – Ja, man nennt mich jetzt Mimi vor. Aus Puccinis LA FANCIULLA DEL WEST – DAS MÄDCHEN AUS DEM GOLDENEN WESTEN sang Mark Rosenthal mit kraftvoll biegsamen Tenor die Arie des Dick Johnson: Chella mi creda – Lasset sie glauben, dass ich in die Welt zog. Moderator Ferdinand Kösters erinnerte daran, dass diese Arie das letzte Gesangsstück des Tenors Peter Anders bei einem Konzert in Plettenberg war, bevor er auf der Heimreise mit seinem Auto tödlich verunglückte. 

Der Abend gestaltete sich endgültig zum Familienkonzert, als Giorgos Kanaris und seine Frau Alexandra Voulgari auftraten. Kanaris sang in atemberaubenden Tempo die wahrhaft zungenbrecherische Arie des Dieners Dandini aus Rossinis LA CENERENTOLA Come un’ape ne’ giorni d’Aprile – Wie eine Biene in den Tagen des April. Seine Frau Alexandra Voulgari gab mit der kokett vorgetragenen Arie der Adele aus DIE FLEDERMAUS von Johann Strauss Mein Herr Marquis eine eindrucksvolle Bewerbung für das Soubrettenfach ab.

Den zweiten Teil des Konzerts begann wiederum Igor Suntsov mit dem Tambourin des wallonisch-französischen Komponisten François-Joseph Gossec. Auch bei dieser Darbietung demonstrierte der aus Moskau stammende Künstler seine Meisterschaft an seinem Instrument, der Querflöte. Seine Frau Irina Oknina sang danach beseelt das berühmte Ave Maria von Bach-Gounod.

Susanne Blattert, zuletzt in Bonn als Carmen gefeiert, demonstrierte ihre hohe Kunst als Oratoriensängerin mit der Arie für Alt aus dem WEIHNACHTSORATORIUM von Johann Sebastian Bach Bereite dich, Zion.

Es folgten Ausschnitte aus DER MESSIAS von Georg Friedrich Händel. Mit dem Rezitativ Comfort ye und der Arie Every Valley nach Zitaten aus dem Prophetischen Buch des Isaias (40:1-3 und 40:4) gelang Mark Rosenthal eine authentische Interpretation dieser Gesangsstücke, für die seine Stimme die erforderliche Klangfarbe besitzt. Ihm nicht nach stand Renatus Mészár mit der euphorisch vorgetragenen Arie The trumpet shall sound aus dem 3. Teil des Oratoriums, der auf dem 1. Brief des Paulus an die Korinther basiert und mit „Erlösung“ überschrieben ist.

Geradezu intim wurde der Abend, als Alexandra Voulgari und Giorgos Kanaris zwei griechische Volkslieder vortrugen: Schnee auf dem Glockenturm und Der Abschied des alten Jahres. Mit wunderschön abgestimmtem Stimmeinsatz boten beide Künstler mit diesen gemeinsam vorgetragenen Liedern einen der Höhepunkte des Konzerts, wobei Giorgos Kanaris seine Frau und sich selbst am Klavier begleitete.

Zum Abschluss sang Irina Oknina, begleitet von ihrem Mann Igor Suntsov, gefühlvoll das englische Volkslied Greensleeves.

Die Künstler wurden bei ihren Gesangsvorträgen wie in den vergangenen Jahren in bewährter Manier von Christopher Arpin am Klavier begleitet. Arpin bewies einmal mehr, wie einfühlsam er die Sänger führen und begleiten kann und wie souverän er die oftmals schwierigen Passagen mit wahrer Meisterschaft bewältigen kann.

Die Künstler wurden jedoch nicht ohne Zugabe entlassen. Mark Rosenthal, der bei der Organisation der Veranstaltung tatkräftig geholfen hat, hatte den Weihnachtschoral In the Bleak Midwinter von Gustav Holst (nach dem Text von Christina Rossetti) für sechs Sänger und eine Querflöte arrangiert. Der Choral hat nach den Worten von Mark Rosenthal in der englischsprachigen Welt den Stellenwert wie bei uns „Stille Nacht, heilige Nacht“. So boten alle teilnehmenden Künstler mit diesem Werk den umjubelten Abschluss eines ausgezeichneten Konzertes.

Es gab viel Lob und Beifall für alle Künstler und die Veranstalter.

Die Opernfreunde verteilten neben Weihnachtsgestecken und Nikoläusen aus Schokolade als besonderes Geschenk, passend zur Jahreszeit, eine CD mit Franz Schuberts Winterreise in einer Aufnahme mit Peter Anders und Michael Raucheisen aus dem Jahre 1945.