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Lange nicht mehr gehörten tenoralen Glanz verbreitete der georgische Sänger George Oniani, Ensemblemitglied am Theater Bonn, bei seinem jüngsten Gesprächskonzert bei den Opernfreunden, die sich trotz der schlechten Witterung zahlreich im Foyer des Opernhauses eingefunden hatten.
Im Gespräch mit dem Vorsitzenden der Opernfreunde, Ferdinand Kösters, verriet der sympathische Sänger, dass er ursprünglich nicht daran gedacht hatte, Sänger zu werden. Seine Mutter, eine Deutschlehrerin, besaß eine umfangreiche Schallplattensammlung, so dass er sich ständig Opernarien anhören mußte, was ihn eines Tages so nervte, dass er auch den Musikunterricht aufgab und lieber Sport trieb. Nach einem Studium der Ingenieurwissenschaften begann er dann doch auf Anraten seiner Freunde ein Gesangsstudium, denn er hatte bei der Geburtstagsfeier eines Mitstudenten ein Lied so ausdrucksvoll vorgetragen, dass er bestürmt wurde, seine Stimme ausbilden zu lassen: „Sie sei ein Geschenk Gottes”. Nach seinem Debüt in Tiflis im italienischen Fach studierte er weiter in München und Mailand, wo er in Verdis Frühwerk Oberto, Conte di San Bonifacio sogar an der Scala auftrat. Nach seinem Deutschlanddebüt 2007 in Kaiserslautern kam er nach Bonn, wo er neben Alfredo, Herzog und Riccardo als Hirte in Król Roger eindrucksvolle Gesangsleistungen bot.
Die Opernfreunde verwöhnte George Oniani mit Liedern und Arien aus seiner Heimat Georgien, darunter zwei Arien aus Miranda von Otar Taktakischvili, die seinem für das italienische Fach prädestinierten Tenor sehr entgegenkamen. Es war in der Tat verblüffend, wie italienisch beeinflußt die unbekannte georgische Musik auf die Zuhörer einwirkte. Mit Tenorschlagern wie „Granada” und „Con te partiró”, besser bekannt als „Time to say Goodbye”, begeisterte er das Publikum ebenso sehr wie mit dem Klagelied des Canio „Vesti la giubba” aus Leoncavallos Der Bajazzo. Das dankbare Publikum „zwang” ihn mit frenetischem Applaus zu zwei Zugaben: dem neapolitanischen „Ohrwurm” „Dicitencello vuje”, den einst Giuseppe di Stefano populär machte, folgte das mit stürmischem Jubel und Bravorufen bedachte tenorale Glanzstück „Nessun dorma” aus Puccinis Turandot.
Der Sänger mit strahlender Tenorstimme mit heldischen Akzenten wurde begleitet von dem aus Italien stammenden Pianisten Luigi Di Bella, der seit dieser Spielzeit als Solorepetitor mit Dirigierverpflichtung an der Bonner Oper tätig ist. Di Bella, der sich erstmals den Opernfreunden vorstellte, überraschte mit virtuosem Spiel und trug als einfühlsamer Begleiter am Flügel zum großen Erfolg des Abends wesentlich bei. Er ist eine echte Bereicherung für Bonns Oper.
Eine Episode am Rande brachte die Opernfreunde an diesem Abend zum Schmunzeln: Luigi Di Bella war im vergangenen Jahr Chordirigent der „Amici del Loggione del Teatro alla Scala”. Hinter diesem klangvollen Namen verbergen sich die Opernfreunde der Mailänder Scala, die über einen eigenen Chor verfügen. Was den Vorsitzenden Kösters zu der Bemerkung veranlasste, nun könne man ja auch einen Chor der Bonner Opernfreunde gründen, einen Dirigenten hätte man in Luigi Di Bella ja bereits.