Leserbrief „Jürgen Nimptschs Pläne für Oper und Tanz“

von unserem Mitglied Herrn Dirk Monreal (Vorsitzender des Richard Wagner Verbands Bonn / Siegburg e.V.)
bisher unveröffentlicht
Mit brennender Sorge verfolgt der Richard Wagner Verband Bonn/Siegburg e.V. die Äußerungen unseres OB und kommissarischen Kulturdezernenten Jürgen Nimptsch, die Oper Bonn im Rahmen der Sparmaßnahmen zur Diskussion zu stellen. Es irritiert, wenn er im gleichen Atemzug betont, dass dies lediglich ein Denkanstoß sei und er nicht dem angekündigten Kulturentwicklungsplan und der Bürgerbefragung vorgreifen wolle. Genau das hat er aber mit seiner fatalen Äußerung getan!

Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass Kultur in ihrer ganzen Vielfalt ein Eckpfeiler einer lebenswerten Gesellschaft ist. Kultur schafft Zusammenhalt und Identität und hat auch über die Umwegrentabilität wirtschaftliche Bedeutung für jede Stadt und Region. Wie unser Kulturstaatsminister Bernd Neumann dezidiert äußert: „Kultur ist kein Sahnehäubchen, sondern die Hefe im Teig, die gesellschaftlich notwendige Prozesse in Gang setzt und gegen die Verflachung des geistigen Lebens arbeitet.“ Die Bonner Kultur und hier insbesondere die Oper mit dem Beethovenorchester sind wichtig und ein unverzichtbarer Bestandteil unseres gesellschaftlichen Lebens.

Was der Kulturpolitik unserer Stadt fehlt, sind visionäre Gedanken und ein damit verbundenes Konzept, wie man die Interessen aller Beteiligter zu einem schlagkräftigen Miteinander verbindet und ein Ergebnis erzielt, das bundesweit für Anerkennung sorgt. In diesem Zusammenhang wäre es wünschenswert, nein, sogar zwingend erforderlich, dass sich Vertreter der Politik, die bedeutsamen Bonner Kulturinstitutionen und die Sponsoren und Freunde des geplanten Festspielhauses gemeinschaftlich an einen Tisch setzen, um Lösungen zu erarbeiten, bei denen Festspielhaus, Oper und Schauspiel in einem Kulturzentrum miteinander verbunden sind. Erst wenn diese Vorarbeit geleistet ist, kann man die Bonner in einer Bürgerbefragung über die Zukunft der Kulturlandschaft mitentscheiden lassen. Erst dann können Entscheidungen getroffen werden.

Die Kulturstadt Bonn darf sich mit dem Namen Beethoven nicht nur hoheitsvoll schmücken und sich ausschließlich marketingtechnisch auf Events und das Branding „ Beethoven“ konzentrieren.. Weitere Einsparungen bzw. die Auflösung der ganzen Opernsparte sind nicht mehr zu akzeptieren. Ein kultureller Kahlschlag und das damit verbundene Absinken in provinzielle Bedeutungslosigkeit müssen verhindert werden. Qualität darf nicht verhandelbar sein!!!

Vielleicht könnte ja eine Aktion „Bonn 21“ den (un-)verantwortlichen Politikern das Denken erleichtern. Wir sind mit unserem Verband dazu gerne bereit.

Mit freundlichen Grüßen

(Dirk Monreal, Vorsitzender des RWV Bonn/Siegburg)
Bonn, den 24.11.2010