Leserbrief zu “Mit der Opern-Ehe aus der Krise?” GA 03.05.2012

vom Vorsitzenden der Opernfreunde Bonn e.V., Ferdinand Kösters

bisher unveröffentlicht, geschickt an den General Anzeiger Bonn am 04.05.2012

Der Bonner Oberbürgermeister kann es offenbar nicht lassen: allen Erfahrungen und Untersuchungen zum Trotz hält er an der absurden Idee einer Opernfusion zwischen Bonn und Köln fest. Wohin Fusionen mit Köln führen, hat doch die Vereinigung der Sparkassen gezeigt. Will Herr Nimptsch die Bundesstadt Bonn in eine kulturelle Ödnis verwandeln?

Alle Fusionen zwischen Opernhäusern und die Versuche dazu sind bisher gescheitert:
Wuppertal und Gelsenkirchen, Landestheater (nicht Staatstheater) Hannover und Hildesheim, Weimar und Erfurt und nun wohl auch Altenburg und Gera. Das allein müsste doch ausreichen, um zu erkennen, dass Fusionen wirtschaftlich und künstlerisch nichts bringen. Die viel und gern zitierte „Fusion” zwischen Düsseldorf und Duisburg war gar keine, denn bis zur Gründung der Deutschen Oper am Rhein hatte Duisburg überhaupt kein Opernensemble. Es wurde im übertragenen Sinne zu einem Abstecherort der größeren Düsseldorfer Bühne.

Es gibt zahlreiche Städte mit weniger Einwohnern als Bonn, die über ein Mehrspartenhaus verfügen, darunter sogar etliche Städte mit weniger als 100 000 Einwohnern. Da soll gerade eine Stadt mit mehr als 300 000 Einwohnern in einem Umfeld mit weiteren 600 000 Einwohnern sich keine Oper leisten können?

Was würde in der Beethovenstadt Bonn mit dem Orchester, das den Namen des Komponisten trägt und mehr Vorstellungen in der Oper als im Konzerthaus gibt? Was würde überhaupt gespart, denn der größte Teil des bei Oper und Orchester beschäftigten städtischen Personals ist unkündbar, so dass auf Jahre hinaus eine vorhandene Infrastruktur (Personal und Spielstätten) finanziert werden müsste, ohne dass auch nur ein einziges künstlerisches Ereignis stattfindet.

Wenn der bekennende Köln-Fan gerne nach Köln in die Oper fahren möchte, soll er sich doch mit seinem Dienstwagen und ohne schlechtes Gewissen dorthin begeben. Aber er soll die Hände von der Bonner Oper lassen und die Stadt nicht ihrer kulturellen Identität berauben.

Ferdinand Kösters
(Vorsitzender Opernfreunde Bonn)