Podiumsdiskussion der Opernfreunde zur Zukunft der Bonner Oper

im Foyer des Opernhauses

Im Vorfeld der Kommunalwahlen hatten die Opernfreunde die für den Bonner Stadtrat kandidierenden Parteien zu einer Podiumsdiskussion zur Zukunft der Bonner Oper eingeladen. Der Einladung gefolgt waren Dr. Klaus-Peter Gilles, Fraktionsvorsitzender der CDU, Dr. Ernesto Harder, Vorsitzender der Bonner SPD, Felix Kopinski, Kulturpolitischer Sprecher und Spitzenkandidat der Piratenpartei, Jürgen Repschläger, Kulturpolitischer Sprecher der Linken, Johannes Schott, Vorsitzender Bürger-Bund Bonn, Dr. Ros Sachsse-Schadt, designierte Kulturpolitische Sprecherin der Grünen und Barbara Wrany, Kulturpolitische Sprecherin der FDP. Moderiert wurde die Runde von dem früheren Feuilleton-Chef und Stellvertretenden Chefredakteur des General-Anzeiger, Ulrich Bumann.

Trotz der mangelnden Ankündigung in der Presse waren zahlreiche Besucher erschienen.

In seiner Begrüßung hatte der Vorsitzende der Opernfreunde, Ferdinand Kösters, u.a. auf folgendes hingewiesen:

Die Oper in Bonn ist, wie oft kolportiert wird, kein Relikt aus Bundeshauptstadt-Zeiten. Hier wurde schon Oper gespielt, als noch niemand auch nur im Traum daran denken konnte, dass Bonn einmal Bundeshauptstadt werden würde.

Die Stadt reiht sich damit in die Schar der Städte in der in aller Welt so geachteten deutschen Opernlandschaft ein. Wir haben eine Untersuchung gemacht, wonach in Deutschland 45 Städte mit weniger als 300 000 Einwohnern über einen Opernbetrieb verfügen, darunter 15 Städte mit weniger als 100 000 Einwohnern, z.T. sogar anders als in Bonn als Dreispartenhaus. Und alle diese Städte sind nie Hauptstadt gewesen.

Es trifft auch nicht zu, dass die Oper in Bonn immer noch auf Hauptstadtniveau agieren würde. Der Etat für die Oper beträgt etwa 18 Millionen Euro, eine Hauptstadt-Oper dürfte geschätzt über das Dreifache dieses Betrages verfügen. (Dresden hat schon rund 45 Mio, Sanierung Berliner Staatsoper 240 Mio)

So sind nach dem Wegfall der Hauptstadtfunktion die Mittel für das Theater in Bonn seit 2002 von damals 40 Millionen Euro auf  rund 28 Millionen Euro, also um 12 Millionen Euro pro Jahr gekürzt worden. Und jetzt stehen weitere Kürzungen in Höhe von 3,5 Millionen Euro an. Ergebnis: Ballett-Ensemble: weg! Biennale: weg! Bonn Chance: weg! Und in anderen Kulturbereichen: Bonner Sommer: weg! Rhein-Kultur: weg! Seit 2002 wurden allein beim Theater rund 150 Mio Euro gespart. Wenn die Schulden der Stadt in dieser Zeit weiter drastisch gestiegen sind, dann kann dies nicht an den Ausgaben für das Theater gelegen haben.

In der Diskussionsrunde waren sich bis auf den Vertreter der Piraten alle Parteien einig, dass die Oper in Bonn erhalten bleiben muss. Sie schlossen auch eine Fusion mit Köln kategorisch aus. Der Vertreter der Linken, Jürgen Repschläger, fasste dies in einem schlagkräftigen Satz zusammen: „Die Oper Bonn war da, ist da und wird auch in Zukunft da sein.“ Alle Parteien unterstrichen die Wichtigkeit der Oper für die Kultur- und Beethovenstadt Bonn, Klaus-Peter Gilles bezeichnete sie sogar als wichtigen Kulturbaustein für Bonn, aber auch als wichtigen Standort-Faktor. Einigkeit bestand auch darin, dass bei einer Schließung der Oper auch das Beethovenorchester keine Daseinsberechtigung mehr habe.

Dabei wurde auch der Blick auf den Rhein-Sieg-Kreis gerichtet. Etwa ein Drittel der Opernbesucher stammt aus dem Rhein-Sieg-Kreis, und Bonn als Oberzentrum der Region muss die Kosten für diesen auch für das Bonner Umfeld so wichtigen Kulturbaustein alleine tragen. Gilles wies aber gleich darauf hin, dass es nicht zu erwarten wäre, dass sich der Rhein-Sieg-Kreis mit seinen 24 Kommunen an den Kosten für die Bonner Oper beteiligen wird. Hier müsste versucht werden, über das Land zu höheren Schlüsselzuweisungen zu kommen.

Ernesto Harder brachte den Bund ins Gespräch, denn Bonn sei nach wie vor Bundesstadt und UN-Stadt, hier sollte noch einmal angesetzt werden.

(Anmerkung: Initiativen der Opernfreunde in diese Richtung wurden vor ein paar Jahren von den Bundestagsabgeordneten der Region leider nicht unterstützt).

Verbessert werden müsse auch die Suche nach Sponsoren, aber konkrete Maßnahmen konnte auch hier keiner vorbringen.

Bei der Diskussion über Einsparungen brachte Barbara Wrany die Möglichkeit von En-suite-Aufführungen, weniger Premieren  und mehr Wiederaufnahmen ins Gespräch. Hier warnte Jürgen Repschläger vor einem „Kaputtsparen“, die kulturelle Vielfalt müsse gewahrt bleiben. Das Ansinnen der Piraten, die für das Theater vorgesehenen Mittel zugunsten des Sports und der Freien Szene zu dritteln, wurde einhellig verworfen.

Alle Parteien waren allerdings der Meinung, dass am Etat der Oper gespart werden müsse, aber konkrete Vorschläge (außer Kürzung des Intendantengehaltes)  oder Lösungen wurden keine geboten.

So bleibt abzuwarten, wie sich die finanzielle Situation in Bonn entwickelt und wie dann nach 2017 die weitere Zukunft des Theaters gestaltet werden kann. Einig waren sich die Parteien, dass Bonn im Jahre 2020 ob mit oder ohne Festspielhaus ein großartiges Beethovenfest veranstalten wird – mit Einbeziehung der Oper.