Rede zur Verleihung des “Preises der Opernfreunde 2008”

Preis der Opernfreunde

Die Rede des Vorsitzenden des Vereins

Im Namen des Vereins der Opernfreunde Bonn begrüße ich Sie recht herzlich zu unserer heutigen Veranstaltung mit der Verleihung des „Preises der Opernfreunde Bonn 2008“ an Frau Irina Oknina.

Ich freue mich über den regen Besuch und über zahlreiche Gäste, die ich aus Zeitgründen unabhängig von Rang und Namen hiermit generell herzlich willkommen heiße.

Besonders begrüßen möchte ich jedoch den Hausherrn, Herrn Generalintendant Klaus Weise, dem wir für die Bereitstellung des Foyers und für die Unterstützung bei dieser Veranstaltung recht herzlich danken. Ich bitte Sie, diesen Dank auch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Ihres Hauses weiter zu geben. Ebenso heiße ich den neuen Leiter des Künstlerischen Betriebsbüros, Herrn Christian Firmbach, herzlich willkommen.

Ich freue mich auch ganz besonders, daß die beiden Preisträgerinnen 2004 und 2006, Frau Sigrún Pálmadóttir und Frau Anna Virovlansky, heute Abend zu uns gekommen sind. Das zeugt auch vom guten Geist, der in unserem Bonner Ensemble herrscht.
Außerdem erkenne ich unter den Gästen die beiden Ensemble-Mitglieder George Oniani und Ramaz Chikviladze. So vereint die Musik heute Abend Russen und Georgier.

Noch ein Hinweis zum vorliegenden Programmzettel: Die Titel der Lieder sind aus dem Russischen ins Deutsche übersetzt und es kann sein, daß es dafür andere offizielle Bezeichnungen gibt, die wir aber nicht ausfindig machen konnten. Frau Irina Oknina und ich haben uns aber sehr darum bemüht und wie sehr wir uns bemüht haben, mögen Sie daran ersehen, daß wir uns einige Lieder am Telefon vorgesungen haben, wobei ich natürlich mit der Schönheit ihrer Stimme nicht mithalten konnte. Sie sehen, das Leben eines Vorsitzenden ist hart.

Bevor wir nun Frau Oknina ehren, möchte ich Ihnen noch kurz ihren heutigen Begleiter am Klavier, Herrn Gleb Ivanov, vorstellen.

Herr Ivanov stammt aus Moskau und hat dort seine Studien absolviert, lebt aber seit einiger Zeit in den USA, wo er als Pianist sehr große Erfolge feiern konnte. Seine Vita ist auf unserem Programmzettel beschrieben. Er ist auf ausdrücklichen Wunsch von Irina Oknina nach Bonn gekommen. Wir freuen uns, daß er heute Abend hier unser Gast ist. Ein Russe aus New York in Bonn, das verleiht unserer Veranstaltung einen ganz besonderen internationalen Glanz. 

Ich möchte noch darauf hinweisen, daß wir nach dem ersten Teil des Programms, nach den Tschaikowsky-Liedern, eine Pause von etwa 15 Minuten machen.

Nun zum eigentlichen Grund unseres heutigen Zusammenkommens.

Wir ehren heute eine Sängerin, die in den vier Jahren ihrer Zugehörigkeit zum Bonner Theater zu einer Stütze des Opernensembles und zu einem Publikumsliebling geworden ist: Frau Irina Oknina.

Sie erhält heute auf einstimmigen Beschluß des Vorstandes den „Preis der Opernfreunde Bonn 2008“, der mit 3 000 Euro dotiert ist.

Irina Oknina stammt aus Moskau und sie hat dort auch Gesang studiert. Zwar wollte sie zunächst Schauspielerin werden, doch ein Film über Maria Callas beeindruckte sie dann so sehr, daß sie sich zum Gesangsstudium entschloß. Ihre ersten Bühnenerfahrungen sammelte sie ab 2002 beim Zentrum für Operngesang in Moskau, das von dem berühmten Dirigenten Mstislav Rostropowitsch und seiner Frau, der bedeutenden Sopranistin Galina Wischnewskaja, gegründet worden war. Sie besuchte auch Meisterkurse bei Zubin Mehta und dem Tenor Ernst Haefliger. Zwar trat sie in Rußland in zahlreichen Rundfunkproduktionen und in Konzerten auf, doch ihr erstes festes Bühnenengagement trat sie 2004 hier in Bonn an. Ihre erste Partie hier im Opernhaus am Boeselager Hof war die Tatjana in Tschaikowskys „Eugen Onegin“.

Sie hat dann in kurzer Zeit hier in Bonn nicht nur die deutsche Sprache perfekt erlernt, sondern viele bedeutende Partien ihres Fachs gesungen und jedes Mal durch stimmliche Virtuosität, klangvolle Intensität und anmutige und zugleich intensive Darstellungskunst überzeugt. Sie hat es dabei meisterhaft verstanden, mit ihrem lyrischen Sopran mit dramatischen Effekten zahlreiche Frauengestalten in der Oper lebendig werden zu lassen. Denken wir an Donna Anna, an Pamina, an Violetta in „La Traviata“, an die Figaro-Gräfin, an Margarete, an Lisa und Amelia und zuletzt an Adriana Lecouvreur. Bei dieser Gelegenheit möchte ich jedem, der dies noch nicht getan hat, einen Besuch der konzertant aufgeführten Oper empfehlen. Es ist ein musikalisches Ereignis. 

Immer hat Irina Oknina ihre Partien mit verzehrendem Einsatz gesungen und man mußte sich manchmal bange fragen: Hält sie das auf Dauer durch? Ich erinnere mich an Gespräche vor der Inszenierung von Otello, wo sie die Desdemona singen sollte. Alle Bedenken, ob diese exponierte Partie für sie nicht zu früh komme, wischte sie mit einer besonders expressiven Darstellung beiseite, so daß jeder, der sie singen und spielen sah, einfach in Begeisterung ausbrechen mußte. 

Man darf Irina Oknina mit Fug und Recht als einen Stützpfeiler des Bonner Ensembles ansehen. Sie ist eine besessene Sängerin, und eine ihrer Triebfedern glauben wir inzwischen auch zu kennen: Ihr Mann, ebenfalls ein Musiker, lebt mit ihrem Sohn Nikolay in Moskau, sie mit ihrem im vergangenen Jahr geborenen zweiten Kind Vasily hier in Bonn. So bemüht sie sich, hier am Theater viele ihrer Partien hintereinander weg zu singen, damit sie möglichst oft nach Moskau fliegen kann. „Dabei geht fast meine ganze Gage drauf“, hat sie mir einmal schmunzelnd verraten. (Zwischenruf Frau Oknina: „Viel mehr!“)

Irina Oknina hat mit ihrer Kunst dem Bonner Opernpublikum in den vergangenen Jahren viele wundervolle Stunden geschenkt. Ihr Singen ist von seelischem Empfinden erfüllter Wohlklang und ich glaube, sie hat es daher mehr als verdient, daß wir ihr heute den „Preis der Opernfreunde Bonn 2008“ überreichen.

Wir haben die Preisverleihung bisher immer mit einem Zitat geschmückt. Diesmal habe ich einen schönen Ausspruch von Adalbert Stifter gefunden, den ich hier zu Ehren der auszuzeichnenden Künstlerin vorlesen möchte:

„Die Kunst ist die irdische Schwester der Religion, wenn wir ein Herz haben, sie zu verstehen, werden wir erhoben.“

Bevor ich dies tue, möchte ich vorab die Grüße und Glückwünsche unseres neuen Generalmusikdirektors Stefan Blunier übermitteln, der gerne heute Abend gekommen wäre, aber wegen einer Verpflichtung in Brüssel nicht hier sein kann.

Und nun darf ich Ihnen, Frau Oknina, die Urkunde als Symbol für unseren Preis überreichen. Der Geldbetrag wird elektronisch überwiesen.