Russisch-amerikanischer Abend in der Oper

Konzertberichte

Programm mit Kurzbiografien von Vladimir Baykov und Thomas Wise herunterladen »

Für Ferdinand Kösters, Vorsitzender der Opernfreunde Bonn, war es ein besonderes Ereignis und ein dankbares Geschenk, dass an diesem Abend 70 Jahre nach dem Beginn des Krieges gegen die Sowjet-Union sich in der Bonner Oper Künstler aus Russland und den USA zu einem gemeinsamen Konzert zusammen getan hatten: der russische Bass-Bariton Vladimir Baykov und der aus den USA stammende Studienleiter an der Bonner Oper, Thomas Wise.

Baykov, der in Bonn u.a. als Tomsky in Pique Dame, Méphistofeles in Faust und Tcherewik in Der Jahrmarkt von Soroschtschinzy, aufgetreten war, wollte sich beim Bonner Publikum mit einem Konzert für die freundliche Aufnahme bedanken. 

Der aus Moskau stammende Sänger hatte ursprünglich Chemie studiert. Nach seinem Diplom als Chemie-Ingenieur erwarb er am Tschaikowsky-Konservatorium sein Diplom als Sänger.  Als gefragter Gesangskünstler trat er an vielen großen Bühnen auf, so in Moskau, Turin, Barcelona, St. Gallen, Warschau, Lissabon, Amsterdam, Helsinki, Mannheim und Brüssel. Zu seinem Repertoire gehören neben den bereits erwähnten Partien u.a. Boris, Pimen, Leporello, Jochanaan und Wotan.

Seiner elegisch-russischen Stimme entsprechend hatte er sich für den Abend Lieder russischer Komponisten ausgewählt. Er begann mit zwei Liedern von Michael Glinka: „Versuche mich nicht“ und „Ich erinnere mich“. Dann folgten „Auf georgischen Hügeln“ und „Die Oktave“ von Nikolai Rimski-Korsakov. Nach Alexander Borodins „Die schlafende Prinzessin“ und „Zu Hause bei den Leuten“ folgten zwei Lieder von Peter Tschaikowsky: „Schlaf ein, betrübtes Lieb“ nach dem Text von Alexander Puschkin und „Ich wollte, meine Schmerzen ergössen sich“ nach Heinrich Heine. Dann folgten von Modest Mussorgski „König Saul“ nach Lord Byron und „Mephistos Lied über einen Floh“ nach einem Text von Johann Wolfgang von Goethe.

Etwas breiteren Raum widmete Vladimir Baykov dem Komponisten Dmitri Schostakowitsch. Nach „Ob ich über die lärmende Straße schlendere“ folgten zwei Szenen aus Musik für King Lear nach William Shakespeare: „Kordelias Lied“ und „Lieder des Narren“. Den Abschluss bildeten „Izhory“ und „Petersburger Lied“ von Georgi Sviridov.

Baykov verfügt über ein prachtvoll klingendes voluminöses Organ, mit einem den russischen Sängern eigenen melancholischen Timbre. Wunderschön, wie er die manchmal mit breitem Melodienfluss, manchmal mit rasanten Tempi komponierten Lieder mit makelloser Atemtechnik und schönem Legato vortrug. In Thomas Wise hatte er einen genialen Begleiter, der stets den richtigen Anschlag für die oftmals sentimentalen Lieder fand.

Auf Grund der großen Begeisterung des Publikums gab es drei Zugaben: die „Dritte Romanze“ des Demon aus der Oper Demon von Anton Rubinstein, „Warlaams Lied“ aus Boris Godunow von Mussorgski und als besondere Überraschung das in deutlicher Diktion in deutscher Sprache gesungene „Zueignung“ von Richard Strauss.