Sport und Kultur – Gedanken über die öffentliche Förderung

Bei den Kampagnen der Bonner Sportvereine gegen die Bonner Kultureinrichtungen Theater, Beethovenorchester und Kunstmuseum wird der Eindruck erweckt, als erhalte eine elitäre Personengruppe ungerechtfertigt Subventionen der Stadt Bonn. Dabei handelte es sich hier keinesfalls um private Zuwendungsempfänger, sondern um städtische Einrichtungen. Mit dem Geld werden überwiegend die Gehälter der dort beschäftigten Angestellten der Stadt Bonn bezahlt. Für den Sport vergleichbar gibt es hier die städtischen Sportanlagen, die von den Vereinen kostenlos genutzt werden können, während die Besucher der Theater, Konzerte und Museen dafür Eintritt bezahlen müssen.

Kulturförderung ist seit jeher eine Angelegenheit und Aufgabe der öffentlichen Hand. Theater und Orchester können wegen der hohen künstlerischen Anforderungen nur durch hochqualifiziertes und dementsprechend hauptberuflich tätiges Personal betrieben werden.

Der Sport dagegen beruft sich mit allen seinen Spitzenfunktionären zumindest seit unseligen Staatssportzeiten darauf, dass „Sport eine Angelegenheit des freien Sports” sei. Er wird in der Freizeit betrieben und bedarf nur in wenigen Fällen, etwa in Großvereinen oder im Spitzensport, im Trainer- oder sportadministrativen Bereich hauptamtlichen Personals. Der Sport wird daher, und das ist sein besonderes Markenzeichen, grundsätzlich ehrenamtlich geführt.

Weil der Sport aber gesellschafts-, gesundheits- und jugendpolitisch eine enorm wichtige Bedeutung für das Gemeinwesen hat, wird auch der Sport von der öffentlichen Hand nach dem Subsidiaritätsprinzip gefördert. So erhalten die Sportvereine neben der Unterstützung durch die Kommune, hier also der Stadt Bonn, Zuschüsse des Landessportbundes aus Mitteln der staatlichen Lotterien, also auch öffentliche Gelder, was in der Diskussion bisher verschwiegen wird.

Die im Kulturkreis Bonn vertretenen 49 Kulturvereine erhalten keinerlei öffentliche Zuwendungen.

Zu Bedenken ist: Die Sportvereine schieben immer die Jugendarbeit vor, um öffentliche Mittel zu erhalten. Sie haben aber immer dann Geld, wenn es gilt, ihre Seniorenmannschaften mit guten Sportlern zu verstärken. Auch sollte hier einmal auf den hohen finanziellen Aufwand für den Spitzensport (Polizeieinsätze, Fernsehgelder aus den öffentlichen Rundfunk(Zwangs)gebühren u.a.) hingewiesen werden.

So wie der Breitensport den Spitzensport als Vorbildfunktion benötigt, braucht aber auch die Kulturszene sogenannte „Leuchttürme” als Vorbilder, ohne die eine Kultur in der Breite sich nicht entsprechend entfalten könnte.

Dass die Förderung des Sports durch die Stadt Bonn nicht den Wünschen der Vereine entspricht, ist nachvollziehbar. Nicht nachvollziehbar ist jedoch in diesem Zusammenhang eine Kannibalisierung dergestalt, dass andere finanziell geförderte Einrichtungen gewissermaßen als überflüssig attackiert werden, deren Mittel ohne weiteres ganz oder zumindest radikal gestrichen werden könnten. Da hört die vielgepriesene Fairness im Sport auf. Das gilt auch für den Versuch, einen Keil zwischen die städtischen und die freien Kultureinrichtungen zu treiben.

Sport und Kultur sind keine Gegensätze, sie sollten in der von den Sportvereinen losgetretenen Diskussion auch nicht dazu gemacht werden.

Der Autor ist Vorsitzender des Vereins der Opernfreunde Bonn. Er war aktiver Sportler und Trainer im In- und Ausland und hauptberuflich als Referent sowohl in der Kultur- als auch 15 Jahre lang in der Sportabteilung des Bundesinnen-ministeriums in Bonn tätig.

Sport und Kultur – Gedanken über die öffentliche Förderung herunterladen »