Tenorales Glanzlicht: Tamás Tarjányi

Konzertberichte

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Die Besucher im bis auf den letzten Platz gefüllten Foyer im Opernhaus erlebten einen glanzvollen Abend mit einem erlesenen Konzertprogramm. Der zum Ensemble der Bonner Oper gehörende ungarische Tenor Tamás Tarjányi überraschte seine Zuhörer zu Beginn mit einer Deutschen Erstaufführung: mit sechs Liedern des hierzulande nahezu unbekannten Komponisten Ödön Mihalovich.

Der 1842 geborene Mihalovich kam nach Studien in Budapest und Leipzig nach München, wo er Unterricht bei Peter Cornelius, dem Komponisten der Oper „Der Barbier von Bagdad“, nahm. Er lernte hier 1865 Richard Wagner kennen und gründete später in Budapest einen Richard-Wagner-Verein. Nach dem Tode Franz Liszts leitete er von 1887 bis 1919 die Landesakademie in Ungarn. Während dieser Zeit hatte er Kontakte mit Bela Bartok und Zoltan Kodály. 

Die sechs Lieder nach Gedichten von Nikolaus Lenau, Justinus Kerner, Heinrich Hoffmann von Fallersleben, O. Sternau und Ludwig Uhland hatte Mihalovich Frau Marie von Moukhanoffe, geborene Gräfin von Nesselrode, gewidmet. Da es die Noten hierzu in Deutschland nicht zu kaufen gibt, musste Herr Tarjányi sie in der Bibliothek der ungarischen Musikakademie kopieren, und zwar die Originalnoten mit Eingangsstempel von 1885 und handschriftlichen Eintragungen wahrscheinlich vom Komponisten. 

Tamás Tarjányi verstand es mit vorbildlicher Diktion und sehr ausdrucksstark, den geistigen Inhalt dieser Lieder dem Publikum zu vermitteln. Dabei wurde er von Thomas Wise am Klavier in der gewohnten einfühlsamen Meisterschaft begleitet.

In einem weiteren Abschnitt sang Tamás Tarjányi drei französische Lieder von Gabriel Fauré, Henri Duparc und Jules Massenet, in denen die Stimme des jungen Tenors mit allem schönen lyrischen Schmelz sich strahlend entfalten konnte.

Im letzten Teil des Konzertes stellte sich der Opernsänger Tarjányi seinem Publikum vor. Nach der Arie des Mylio aus der Oper „Le Roi d’YS“ von Édouard Lalo „Vainemant, ma bien aimée“ gelang ihm mit der Arie  des Nadir „Je crois entendre encore“ („Mir träumt von jener Zeit“) aus Bizets Oper „Les Pêcheur des Perles“ („Die Perlenfischer“) ein tenorales Glanzstück. Es war eine Premiere für Tarjányi, denn er sang diese Arie erstmals in der Öffentlichkeit. Zum Abschluss bot Tarjányi seinen Zuhörern die Arie des Roméo „L’amour, l’amour“ aus Gounods Oper „Roméo et Juliette“.

Auch in den Opernpartien zeigte sich Thomas Wise als perfekter Begleiter.

Der starke Schlussapplaus animierte die beiden Künstler zu der Zugabe mit Franz Lehars „Dein ist mein ganzes Herz“, wobei Tamás Tarjányi durchaus an große Tenorvorbilder erinnerte.