Wenn ich allein… Bei Julia Novikovas Auftritt erbebte das Foyer des Opernhauses

Konzertberichte

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Selten hat es im Foyer des Opernhauses solche Beifallstürme gegeben wie bei dem Konzert mit der jungen russischen Sopranistin Julia Novikova und dem Studienleiter der Bonner Oper Thomas Wise als einfühlsamen Begleiter.

Im übervollen Foyer gab sich die junge Sängerin die Ehre und schenkte ihrem Bonner Opernpublikum einen unvergeßlichen Abend. Schon der Auftritt fiel aus dem Rahmen: aus dem Hintergrund schlenderte die Sopranistin als Musetta mit der Arie „Quando m’en vo“ (Wenn ich allein des Abends in Paris mich ergehe) zum Podium, wo Thomas Wise als perfekter Begleiter die Melodie angestimmt hatte. Diese Partie wird sie demnächst in der Bonner Wiederaufnahme von La Bohème von Giacomo Puccini als Rollendebüt singen. 

In dem anschließenden Gespräch mit dem Moderator, dem Vorsitzenden der Opernfreunde, Ferdinand Kösters, erfuhren die Zuhörer interessante Details aus dem Leben und der Laufbahn der Künstlerin. Dabei erzählte sie von der Verleihung des OPERALIA-Preises in Budapest, wo sie nicht nur mit dem 1. Preis der Jury und dem 1. Publikumspreis ausgezeichnet wurde, sondern in dem anschließenden Konzert mit Placido Domingo auch das Duett „Lippen schweigen, s’flüstern Geigen“ aus Die lustige Witwe von Franz Lehár singen durfte (Siehe auch: Portrait Julia Novikova). Mit der Partie der „Königin der Nacht“ aus Mozarts Zauberflöte wird sie demnächst in Wien ihr Debüt an der dortigen Staatsoper geben. 

Ihre lyrische Sopranstimme brachte sie mit dem sensiblen „Chanson triste“ von Henri Duparc eindrucksvoll zur Geltung. Dass sie sich dem deutschen Liedgut der Romantik in besonderer Weise angenommen hat, demonstrierte sie mit Robert Schumanns „Mondnacht“ aus dem Liederkreis nach Gedichten von Josef von Eichendorff: „Es war als hätt’ der Himmel, die Erde still geküßt“. Hell und silbrig strahlte ihre Stimme im „Ständchen“ von Richard Strauss „Mach auf, mach auf, doch leise mein Kind“ nach dem Text von Friedrich von Schack. Ein eindrucksvoller Höhepunkt war das mit zartester Lyrik vorgetragene „Morgen“ von Richard Strauss (Text: John Henry Mackay): „Und morgen wird die Sonne wieder scheinen“, verbunden mit dem vom Publikum dankbar aufgenommenen Versprechen, dass sie auch künftig in Bonn zu sehen und zu hören sein wird. Wohl selten ist dieses Lied stimmungsvoller gesungen worden als von der jungen Russin, die dafür solche Beifallsstürme erntete, dass sie zu zwei Zugaben gezwungen wurde: „A Chloris“ von Reynaldo Hahn und das in Russland äußerst populäre Lied „Die Nachtigall“ von Alexander Alexandrowitsch Aljabjew. Wie sie die schwierigen Koloraturen dieses Liedes meisterte, verriet große Gesangskunst und ließ die Zuschauer ahnen, welch überragende gesangliche Leistungen von der Künstlerin in der Zukunft, bei entsprechender behutsamer Behandlung ihrer äußerst schönen Stimme, zu erwarten sind. Die Welle der Begeisterung schlug nach diesem „Gesangsschlager“ förmlich über ihr und ihrem ausgezeichneten Partner Thomas Wise zusammen, so dass das Haus im wahrsten Sinne des Wortes erbebte.