Zum Gedenken an Peter Anders

Konzertberichte

Die Bonner Opernfreunde haben im gut besuchten Foyer des Opernhauses einen Abend zum Gedenken an den großen deutschen Tenor Peter Anders veranstaltet, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Verbunden wurde dies mit dem zehnjährigen Bühnenjubiläum des Tenors Mark Rosenthal, der seit 2002 am Bonner Theater engagiert ist.

Ferdinand Kösters, der Vorsitzende des Vereins und Autor einer Biographie über Peter Anders, die zuerst 1995 erschienen ist und in diesem Jahre neu aufgelegt wurde (“Peter Anders – Biographie eines Tenors”, erschienen im Verlag Monsenstein und Vannerdat, Münster), führte durch den Abend. Dabei schilderte er den Lebensweg des Sängers und unterlegte die einzelnen Stationen seiner Laufbahn mit entsprechenden Tonbeispielen als Alfredo, Tamino, Rodolfo, Stolzing, Othello, André Chenier und Florestan, und den jeweils dazu passenden Rollenfotos. Er ließ sogar einen Filmausschnitt einspielen, die einzige Filmaufnahme, die Peter Anders als Sänger zeigt, aus dem Konzert zur Eröffnung des Admiralspalastes als neuer Spielstätte der Berliner Staatsoper am 23. August 1945. Anders sang darin die Arie des Lenski aus „Eugen Onegin“.

Zusammen mit Gerhard Groß las Kösters Ausschnitte aus der Biographie und Gerhard Groß würdigte den Sänger sogar mit einem eigens für diesen Anlaß verfassten Gedicht. 

Besonders beeindruckte auch die Einspielung eines Textbeitrages von Hermann Prey, den dieser vor Jahren einmal dem Autor Kösters zur Verfügung gestellt hatte. 

Ein emotionaler Höhepunkt des Abends waren die beiden Liedeinspielungen aus Schuberts „Winterreise“ (hier das Schlußlied „Der Leiermann“) und der von Hermann Prey besonders gelobte „Frühlingsglaube“ (Die linden Lüfte sind erwacht), der im Anschluß an die Schilderungen über die Kriegsereignisse in den letzten Kriegstagen 1945 die Aufbruchstimmung in eine neue Zeit nahezu greifbar symbolisierte.

Der Abend dokumentierte, daß Peter Anders zu den bedeutendsten Tenören des vergangenen Jahrhunderts gerechnet werden muß. Mit seiner strahlenden Stimme, seiner Gesangs- und Atemtechnik, vor allem aber mit seinem Ausdrucksvermögen hat er zeitlose Maßstäbe gesetzt. 

Es war sehr mutig von Mark Rosenthal, sich neben einem solchen Ausnahmesänger dem Publikum zu präsentieren. Er tat dies unter anderem auch aus Anlaß seines zehnjährigen Bühnenjubiläums, das er mit den Opernfreunden feiern wollte.

Mark Rosenthal, der aus Dayton in Ohio (USA) stammt, hatte 1998 am Anhaltischen Theater in Dessau als René in „Der Graf von Luxemburg“ sein Bühnendebüt gegeben. Seit 2002 ist er in Bonn engagiert, zunächst als Spieltenor und jetzt als Charaktertenor. Mit zahlreichen Partien ist er in dieser Zeit zu einem Liebling des Bonner Opernpublikums geworden. 

Er hat durch seinen Auftritt nicht nur die Veranstaltung lebendig gestaltet, sondern das Publikum auch mit den vorgetragenen Liedern und Arien aus „Das Land des Lächelns“, „Giuditta“, „Carmen“ und „Andrea Chenier“ begeistert. Dabei hatte er die gesamte vergangene Woche mit einer schweren Erkältung zu kämpfen gehabt, die seinen Auftritt bis zuletzt in Frage gestellt hatte. Aber Mark Rosenthal steigerte sich im Laufe des Abends und konnte mit dem Improviso (Un di all’azzuro spazio – Den Blick hatt’ ich einst erhoben) zu einen Höhepunkt der Veranstaltung beitragen. Dabei wurde er von Christopher Arpin von der Bonner Oper wie gewohnt in meisterhafter Weise am Klavier begleitet.