Die linden Lüfte sind erwacht

Konzertberichte

Flyer zum Gesprächskonzert mit Kathrin Leidig herunterladen »

Es war ein Abend mit dem Aufbruch vom Frühling in den warmen Sommer. Passend zur Frühlingsstimmung erklang zum Auftakt des Konzertes der Opernfreunde mit Kathrin Leidig Franz Schuberts „Frühlingsglaube“: „Die linden Lüfte sind erwacht!“

Nach längerer Pause boten die Opernfreunde ihrem Publikum ein weiteres sogenanntes Gesprächskonzert, bei dem die Solisten der Bonner Oper sich ihrem Publikum in intimem Rahmen vorstellen. Diesmal hatte Ferdinand Kösters, der Vorsitzende des Vereins, die Mezzosopranistin Kathrin Leidig eingeladen und damit eine gute Wahl getroffen. Denn die junge Künstlerin verzauberte mit ihrer wohltönenden, warmklingenden Mezzostimme ihre Zuhörer im bestens besuchten Foyer des Opernhauses.

Dabei hatte die seit der Spielzeit 2010/2011 zum Bonner Ensemble gehörende Sängerin sich diesmal fast ausnahmslos dem Liedgesang verschrieben. Der erste Block war Schubert-Liedern gewidmet. Nach  „Frühlingsglaube“ hüpfte Kathrin Leidig von dem wie immer virtuos begleitenden Christopher Arpin am Flügel unterstützt, bei „Auf dem Wasser zu singen“ förmlich über die flüsternden Wellen. Mit wunderschöner Intonation trug Kathrin Leidig das wunderbare „Im Abendrot“ (O, wie schön ist deine Welt) vor, von dem Moderator Kösters zu berichten wusste, es sei das Lieblingslied Konrad Adenauers gewesen. Mit Goethes „Gretchen am Spinnrad“ wurde der erste Teil abgeschlossen.

Es folgten die mit großer Intensität und einer verblüffenden klaren Diktion vorgetragenen „Lieder eines fahrenden Gesellen“ von Gustav Mahler: „Wenn mein Schatz Hochzeit macht“, „Ging heut’ morgen übers Feld“, „Ich hab ein glühend Messer“ und „Die zwei blauen Augen von meinem Schatz“.

In dem Gespräch mit dem Moderator erfuhren die Zuschauer einiges aus dem Leben der Künstlerin: nach Studium an der Hochschule für Musik in Trossingen und an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien und dem Masterabschluss an der Hochschule für Musik in Karlsruhe trat sie nach einer Vielzahl von Konzerten 2009 erstmals in Bonn als Glasa in Janáčeks „Katja Kabanova“ auf. Seit 2010 konnten man sie in Bonn u.a. als Mercédès in „Carmen“, als Hänsel und zuletzt als Cherubino in „Le Nozze di Figaro“ und Rosina in „Il Barbiere di Siviglia“ hören und sehen. Als Anwohnerin im Musikerviertel fühlt sich die junge Mutter inzwischen in Bonn sehr wohl, das ihr anfangs unerwartet „klein“ vorgekommen war.

Es folgten vier Mörikelieder von Hugo Wolf und zum Abschluss zwei szenisch dargestellte und vorgetragene Arien der Charlotte aus dem 3. Akt der Oper „Werther“ von Jules Massenet: „Werther! Werther! Qui m’aurais dit la place“ – „O Werther!…Nicht mehr kann ichs mir verhehlen“ und „Va! Laisser couleur mes larmes“ – „Geh, lass mich weinen nur“. Hier konnte sie auch ihr schauspielerisches Talent und ihr Komödiantentum zum Ausdruck bringen.

Die Sängerin bedankte sich bei ihrem Publikum mit zwei Zugaben, darunter neben einer Komposition von Benjamin Britten das anrührend gesungene Schubert-Lied „Nacht und Träume“, das sie mit makelloser Aussprache vortrug. Ihr Mezzosopran verströmte dabei einen selten gehörten Wohlklang, verbunden mit technischer Perfektion. Der Künstlerin darf man eine erfolgversprechende Zukunft voraussagen. In den Beifall des begeisterten Publikums wurde auch ihr großartiger Begleiter Christopher Arpin einbezogen.